Und als ich euch meine Schmerzen geklagt,
da habt ihr gegähnt und nichts gesagt;
doch als ich sie zierlich in Verse gebracht,
da habt ihr mir große Elogen gemacht.
(Heinrich Heine)
DER Frühlingsnovember
Wird uns zur Gnade
Im verschlossenen Land
Der sterbenden Seelen.
Der breite Strom fließt
Unberührt funkelnd.
Sein Lauf geht wie die
Zeit.
Seelen weinen sich leise
In den Lebensstrom.
Verlieren sich in tausend Funken
Im weiten Freiheitsmeer.
IM Garten der Gedanken.
Im Abend meiner Zeit.
Fand ich zauberleicht den
Weg durch schwarze
Zypressenhaine.
Auf sanftem Hügel vom
Mond erleuchtet, sah ich
Dich.
Gebettet auf weißer Lilien
Kissen.
Dein Antlitz noch schöner als
Im Leben.
Wie oft habe ich Deinen Weg
Genommen,
Wie oft die Zuversicht in Deinen
Augen gesehen,
Wie oft den Mut Deiner leichten
Hand gespürt.
Auch jetzt ergreife ich sie und
Wundersam wiederbelebt
Öffnen sich mir
Deine Augen.
Der sanfte Mund schenkt jenes
Lächeln,
Das ich im Leben nirgends fand.
Es verschmilzt mit meinen Lippen;
Meine Tränen glänzen im
Verlöschenden Licht auf
Deinem Marmorgesicht.
Deine Hand, ich fühle sie
Nicht mehr.
DER frisch gefangene Gorilla,
Der an den Gittern zerrte,
Der stolze Waldmensch,
Der den Wärtern drohte -
Der sitzt nun schon im zehnten
Jahr,
Der zerrt an den Gittern nicht
Mehr,
Der nimmt von seinen Wärtern
Die Speise -
Der kommt aus der Enge ins
Gehege,
Der freut sich daran, wenn seine
Wärter es wollen -
Der lang gefangene Silberrücken,
Der fand seine Käfigtür
Nachts offen,
Der geht aber nicht hinaus -
Der sitzt im gittergebrochnen
Mondlicht,
Der sieht darin fantastisch grüne,
Weite Wälder,
Mit einer vergessenen Ahnung,
Um etwas verlorenes.
DEIN Feengesicht
Ungesehen.
Deiner Stimme Melodie
Ungehört.
Dein Wunderkörper
Unberührt.
Du bist wie meines Lebens
Legende;
Rauschen in der Zeiten
Wälder;
Tanzen auf des Lichtes
Strahlen;
Frühlingshauch auf meiner
Haut.
FAURÉ spielt mir leise
Barkenlieder.
Weiche Hoffnugsklänge
Bauen gotische Fassaden.
Meine Gondelgefährtin ist
Nur ein Gedanke.
Und doch fühle ich
Ihren kleinen Körper in
Mich gewiegt.
Das Ruder führt mit
Leichter Hand, gewandet
In Schwärze,
Der Schatten.
Er singt uns, da es das
Letzte ist,
Sein schönstes Liebeslied.
MIT Verspätung geboren.
Der Welt verloren.
Adel des Geistes.
Der Menschheit Würde.
Fremde Worte aus dem
Geist der Zeit gefallen.
Ein Leben in Verwandlung
Auf schwankenden Brettern
Bleibt nur Erinnerung.
Im Trunke der Einsamkeit
Spielt er den eigenen Tod
Voraus.
Gebannt im Fotospiel.
Doch
Über das Meer der Zeit
Klingt seine Stimme.
Von der jedes Wort geadelt,
Und zum ersten Mal gehört.
(Gewidmet dem Schauspieler Oskar Werner)